Was ist denn bitte ein „persönlicher Schutzraum“? Dahinter verbirgt sich eine mentale Technik, die hilft, Störungen von außen ruhig abzufangen; denn – du kennst es sicherlich:
Alles ist gut vorbereitet: Der Schreibtisch aufgeräumt, die Materialien bereit gelegt. Und trotzdem – ein Geräusch, ein Schatten, ein Lachen von hinten, eine Bewegung im Augenwinkel … Der Fokus bricht. Gerade in lauten Klassenzimmern, Großraumbüros oder Familienküchen ist es fast unmöglich, alles im Außen auszublenden.
Warum ein persönlicher Schutzraum?
Unser Gehirn braucht Struktur – aber es braucht auch Sicherheit. Und manchmal reicht die äußere Ordnung nicht aus. Gerade Kinder und Jugendliche mit hoher Sensibilität, ADHS, ADS oder traumatischen Erfahrungen sind leicht ablenkbar und meist sehr reizoffen. Das bedeutet: Selbst kleine äußere Reize oder innere Gedanken reichen, um sie aus der Konzentration zu reißen.
Was hilft?
Ein innerer Filter. Ein symbolischer Ort, an dem Störungen draußen bleiben dürfen.
Wie sieht so ein persönlicher Schutzraum aus?
Das ist das Beste daran: Er darf aussehen, wie dein Kind ihn sich vorstellt.
Ein Schüler von mir hat sich z. B. eine bequeme Mondrakete gebaut – in seiner Vorstellung.Mit Einstiegsgeste, Countdown und allem Drum und Dran.
Andere Kinder entscheiden sich für einen Taucheranzug, einen unsichtbaren Helm, einen Schutzschirm oder eine Wolkenblase.
Die Regel: Nur das, was gerade beim Lernen hilft, darf mit hinein. Der Rest – Geräusche, Gedanken, Gefühle – bleibt erstmal draußen.
Wie funktioniert das in der Praxis?
1. Symbolische Geste einführen: Eine Bewegung oder ein Ritual als Einstieg – z. B. Augen schließen, Hände zusammenfalten, imaginär den Reißverschluss des Schutzanzugs hochziehen.
2. Vorstellungskraft nutzen: Das Kind stellt sich bewusst seinen persönlichen Schutzraum vor – möglichst mit Farben, Geräuschen, Formen. Es darf kreativ sein!
3. Verankern: Mit einer kleinen Erinnerung im Raum – z. B. ein Bild, ein kleiner Gegenstand oder ein Post-It mit einem Symbol des Schutzraums.
4. Nachbesprechen: Nach der Lerneinheit kurz reflektieren: Wie war’s heute im Schutzraum? Was hat gut funktioniert? Was brauchst du noch?
Warum das wirkt – auch aus traumapädagogischer Sicht
In der Traumapädagogik arbeiten wir mit dem Prinzip der Selbstermächtigung. Kinder und Jugendliche, die Kontrolle über ihr inneres Erleben entwickeln, fühlen sich sicherer – und damit lernfähiger. Der innere Schutzraum ist ein Bild für genau das:
- Ich entscheide, was zu mir hereinkommt.
- Ich darf Grenzen setzen – auch gedanklich.
- Ich bin nicht ausgeliefert – ich bin aktiv.
Diese Erfahrung stärkt nicht nur die Konzentration, sondern auch das Selbstvertrauen.
Für wen ist das besonders hilfreich?
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Kinder mit hoher Sensibilität
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Jugendliche mit AD(H)S oder Autismusspektrum
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Kinder mit traumatischen Erfahrungen
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Und eigentlich: für uns alle, die manchmal zu viel im Kopf haben.
Fazit: Konzentration beginnt innen
Der persönliche Schutzraum ist kein „Trick“, um Kinder ruhig zu stellen.
Er ist ein Einladung zur Selbstregulation – liebevoll, kreativ und wirksam.
Wenn du möchtest, dass dein Kind konzentrierter lernt, frag es nicht nur nach Ordnung auf dem Schreibtisch, sondern: Was brauchst du innerlich, um bei dir zu bleiben?
Vielleicht lautet die Antwort ja:
„Ich steig dann mal in meine Mondrakete.“
Wie dein Kind den Fokus anschließend bewusst aktiviert, erfährst du in Stufe 7.
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Die Konzentrationstreppe – was ist das?
Ob bei den Hausaufgaben, in der Schule oder bei Prüfungen – oft hakt es immer wieder an denselben Punkten: Die Konzentration bricht ab, die Motivation sinkt, die Lern-Organisation gerät ins Chaos. Genau diese Themen tauchen in meiner Begleitung von Kindern und Jugendlichen ständig auf – und machen den Schulalltag für viele Familien so anstrengend.
Um hier Orientierung zu geben, habe ich die Konzentrationstreppe entwickelt. Sie zeigt Stufe für Stufe, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit konzentriertes, motiviertes und gut organisiertes Lernen gelingen kann. In dieser Blogreihe begleite ich dich und dein Kind die Treppe hinauf – und gebe dir Impulse, wie ihr jeden einzelnen Schritt gezielt stärken könnt.
